Es ist Halbzeit beim 131. Wimbledon-Tennisturnier im Londoner All England Lawn Tennis Club. Nach dem traditionellen Ruhetag zum Abschluss der ersten Turnierwoche beginnt am Montag mit den Achtelfinalspielen die heiße Phase im Kampf um den dritten Grand Slam-Titel des Jahres.
Das ganz große Favoritensterben blieb bei den Herren in diesem Jahr bislang aus. Einzig der an Nummer 5 gesetzte Schweizer Stanislas Wawrinka schied überraschend schon in der ersten Runde aus – die Wettanbieter hatten das sicher nicht auf dem Schirm. Hier ein Blick auf die möglichen Finalisten und verbliebenen Favoriten auf den Turniersieg am kommenden Sonntag.
Andy Murray
Die Liste wird angeführt vom Titelverteidiger und aktuellen Weltranglistenersten, Andy Murray. Der Brite gewann seinen Heimat-Grand Slam bereits zweimal und stand ein weiteres Mal im Finale.
Die bisherige Tennissaison lief allerdings nicht ideal für Murray. Nur einen Turniererfolg konnte er 2017 bislang feiern und bei den Grand Slam-Turnieren von Melbourne und Paris schied er im Achtel- bzw. im Halbfinale aus. Murray wurde zudem in der Vorbereitung auf Wimbledon von Problemen mit der linken Hüfte gequält. Nach seinem Erstrundenaus beim Rasenturnier von Queens, sagte er selbst: „Wenn ich so spiele wie hier, dann werde ich Wimbledon ganz sicher nicht gewinnen.“
Mit der Unterstützung des Publikums ist ein Comeback des Vorjahressiegers trotzdem gut möglich. Die ersten beiden Runden in London überstand Murray problemlos und auch die dritte konnte er in einem umkämpften vierten Satz gegen Fabio Fognini für sich entscheiden.
Roger Federer
Roger Federer ist der unbestrittene Rasenspezialist unter den Favoriten. Das auf dem schnellen Belag so wichtige aggressive Spiel am Netz beherrscht er wie kaum ein Zweiter. Bereits sieben Mal konnte er das Turnier in Wimbledon gewinnen, darunter zwischen 2003 und 2007 ganze fünfmal in Folge.
Nach einer langen Verletzungspause meldete sich der Schweizer dieses Jahr mit einem Sieg bei den Australian Open zurück. Auf die anschließende Sandplatzsaison einschließlich des Grand Slam-Turniers in Rolands Garros verzichtete er, um sich optimal auf die Rasensaison vorbereiten zu können. Eine Entscheidung die sich auszuzahlen scheint. Mit dem Gewinn der Gerry Weber Open in Halle konnte Federer eines der wichtigsten Vorbereitungsturniere für Wimbledon für sich entscheiden.
Die erste Turnierwoche überstand der Weltranglistenfünfte ohne Satzverlust. Die Chancen auf seinen ersten Wimbledon-Sieg seit 2012 scheinen sehr gut.
Rafael Nadal
Obwohl er als Sandplatzspezialist bekannt ist, gehört auch Nadal zum Favoritenkreis in Wimbledon. Er spielte bislang die erfolgreichste Grand Slam-Saison von allen Teilnehmern und stand sowohl bei den Australian als auch bei den French Open im Finale. Während er in Melbourne noch gegen Federer unterlag, konnte er das Pariser Turnier dann zum insgesamt zehnten Mal für sich entscheiden.
Die Geschichte des Spaniers in Wimbledon ist abwechslungsreich. Auf der einen Seite stehen bereits zwei Turniersiege, auf der anderen so manches frühe Ausscheiden. Dieses Jahr erreichte er das Achtelfinale aber ohne Probleme.
Novak Djokovic
Seit der Trennung von Trainer Boris Becker läuft es nicht mehr richtig bei Novak Djokovic. In der Weltrangliste rutschte er zuletzt von Platz zwei auf Platz vier ab und seine Ausbeute bei den Grand Slam Turnieren ist in 2017 dürftig wie schon lange nicht mehr. Während er sich zu Jahresbeginn bei den Australian Open schon in der zweiten Runde geschlagen geben musste, stand er in Rolands Garros immerhin im Viertelfinale.
Von der Spielanlage her liegt Djokovic das Rasenturnier. Er konnte es bereits dreimal, unter anderem zweimal in den letzten drei Jahren, für sich entscheiden. Zusätzliche Hoffnung machen der Aufwärtstrend seit Beginn der Zusammenarbeit mit Trainer Andre Agassi im Mai und der Sieg beim Rasenturnier in Eastbourne.
Ebenso wie Federer gewann Djokovic seine erste Runde in Wimbledon durch die Aufgabe des Gegners, gab dann aber in Runde zwei und drei keinen Satz ab.