Die Tennis-Sandplatzsaison steht vor der Tür
Paris im Jahre 1999 – letztmals gewinnt mit der Damen-Tennis-Ikone Steffi Graf eine Deutsche das wichtigste Sandplatz-Tennis-Turnier der Welt, die French Open. Im Herreneinzel gelang dies bislang noch keinem Deutschen, lediglich Michael Stich schnupperte 1996 am Grand Slam-Titel, unterlag aber dem Russen Jewgeni Kafelnikow glatt in drei Sätzen.
Mitte Juni 2017 stehen die Chancen auf einen neuerlichen Triumph zumindest nicht ganz schlecht, was auch die Buchmacher entsprechend anerkennen. Deutschland hat mit Angelique Kerber zumindest wieder eine Weltklasse-Tennisspielerin, die die aktuelle Nummer 1 der Damen-Tennis-Weltrangliste ist.
Im Profibereich zählen neben Paris die Turniere in Rom, Monte Carlo, Madrid oder in Genf zu den Highlights der diesjährigen Sandplatz-Saison. Von größter Bedeutung ist allerdings das Grand-Slam-Turnier der French Open, dass Ende Mai in der französischen Landeshauptstadt beginnt und wo am 10. und 11. Juni die Sieger im Stadion Roland Garros gekürt werden. In Deutschland zählen das Damen-Tennis-Sandplatzturnier in Stuttgart („Porsche Tennis Grand Prix“) oder die „German Open“ am Hamburger Rothenbaum zu den traditionsreichsten Tennis-Sandplatzturniere auf der Profi-Tour.
Der Sandplatz ist neben dem Hart- oder dem Rasenplatz eine der häufigsten Spieloberflächen im Tennis. Gemeinhin gilt bei allen Tennisspielern, sowohl bei den Profis als auch innerhalb der Amateure, die „rote Asche“ als der langsamere Belag, im Vergleich zu Hart- oder Rasenplätzen. So haben die Spielerinnen und Spieler auf diesem Untergrund beispielsweise ein wenig mehr Zeit oder können Rutschen, um Bälle besser zu erreichen. Die Ballwechsel sind in der Regel etwas länger und die Verletzungsgefahr geringer. Beliebt und anspruchsvoll zugleich ist der Belag aus Ziegelmehl, einem Recyclingprodukt aus zerkleinerten Ziegelsteinen, dass auf einer Fläche von 23,77 Meter (Länge) und 10,97 Meter (Breite) verteilt ist. Die große Wertschätzung der Spieloberfläche Sand liegt darüber hinaus darin, dass ein Sandplatz im Gegensatz zu vielen Hartplätzen keine Hitze reflektiert.
Auch die Amateure jagen der gelben Filzkugel ab dem späten Frühjahr wieder unter freiem Himmel hinterher. Meist wird der Belag im März oder April aufwendig gepflegt und erneuert, so dass die Medenspiele (die Mannschafts-Saisonspiele im Tennis der Jugend und Erwachsenen in Deutschland) starten können. Viel Aufwand haben die rund 9.000 Tennis-Vereine im Bundesgebiet, überwiegen in Deutschland doch die „Tennenplätze“. Die über 40.000 Freiluftanlagen müssen vor den Spielen meist berieselt oder befeuchtet werden und nach den Spielen oftmals aufwändig abgezogen oder anderweitig präpariert werden. Trotzdem stieg die Anzahl der beim deutschen Tennisverbund registrierten Vereine seit den 80ziger Jahren um rund 2.000 Clubs im Jahr 2016 auf über 9.100 Vereine. Der Deutsche Tennisbund ist mit rund 1,4 Millionen Mitgliedern weiterhin der größte Tennisverband der Welt und hat mit Kerber, Petkovic, Siegemund und Görges im Damenbereich sowie mit Kohlschreiber, Mayer und den Zverev-Brüdern zahlreiche Athleten, die im Profibereich zur Spitze zählen.
Als Sandplatzkönig im Profibereich der Herren gilt zweifellos aber der Spanier Rafael Nadal, ein geduldiger Grundlinien-Stratege. Insgesamt neun Mal gewann der Profi aus Mallorca bereits den Herren-Titel in Paris und wird auch in diesem Jahr wieder favorisiert. Bei den Damen gewann die Amerikanerin Chris Evert den Titel der French Open zwischen 1974 und 1986 in Summe sieben Mal – bis heute Rekord. Inwieweit es einem oder einer Deutschen einmal wieder gelingt in Paris auf Sand, beim zweiten Grand-Slam-Turnier des Jahres, zu gewinnen wird man in den kommenden Wochen sehen.