"Ich WILL nach Wimbledon" - Der Ratgeber für Tenniseltern, Tennistrainer und Coaches
Bei den deutschen Jüngstenmeisterschaften in Detmold empfahl mir ein befreundeter Tennisvater das Buch von Stephan Medem „Ich will nach Wimbledon!“. „Dieser Ratgeber ist für uns Tenniseltern geschrieben – endlich versteht uns einer!“, sagte der Tennisvater. Es zitierte gleich noch einige der Passagen aus dem Buch, so dass ich gleich am Abend das Buch bei Amazon bestellte.
Im Sommerurlaub fernab von Training, Turnieren und Tennisplätzen machte ich mich an die Lektüre des 170 Seiten starken Elternratgebers und so viel vorab: ich habe es in einem Rutsch durchgelesen und fühlte mich genauso wie mein befreundeter Tennisvater vom Autor Stephan Medem „verstanden“.
Wertvolle Tipps für Eltern und Coaches präsentiert in einem 5-Satz-Match
Steph, wie sich der Autor selbst nennt, hat sein Buch mit den Untertiteln „Die Chance auf das entscheidende Break für Tenniseltern, Coaches und Spieler! – Oder: Wir ihr die Tennislaufbahn eures Kindes optimal unterstützt und ihm helft, das Beste aus sich zu machen!“ versehen. Ob nach dem Lesen des Buches das entscheidende Break gelingen mag, weiß ich nicht – was Steph aber auf alle Fälle mit seinem Buch gelungen ist, ist, dass er auf viele Fragen, Problemchen und Planungsschwierigkeiten von Tenniseltern Antworten liefert und Lösungsvorschläge anbietet. Und ja, das ist auch auf „kurzen“ 170 Seiten gut möglich – auch wenn ich ehrlich gesagt noch gerne mehr Seiten zum Lesen gehabt hätte.
Warm-Up oder was ist eigentlich das Besondere am Tennis?
Das liegt neben den wertvollen Tipps natürlich auch an der lockeren Schreibweise von Steph. Die einzelnen Kapitel sind – wie kann es anders sein – an einem Mehrsatz-Match orientiert.
Im ersten Kapitel, dem „Warm-Up: Einspielzeit“, wird ausführlich erklärt, was eigentlich Tennis ist. Sicherlich ist vieles hier einem erfahrenen Tennisspieler bekannt, doch wird nochmal ganz deutlich herausgearbeitet, welche Eigenschaften im Tennis wichtig sind – und das sind eine ganze Menge.
Erst nach 10.000 Stunden Training erlangst du Perfektion
In „First Set: Dein Kind“ zeigt Steph auf, welche Charaktereigenschaften ein Kind auf dem Weg zum ambitionierten Tennisspieler oder Tennisprofi mitbringen soll. Talent hält er dabei für nicht ausschlaggebend, vielmehr sind Passion, Wille, Entschlossenheit, Ausdauer und Beharrlichkeit Erfolgsmerkmale, die einen Champion ausmachen. Eingebrannt beim Thema Ausdauer und Beharrlichkeit hat sich bei mir die Zahl 10.000 – 10.000 Stunden seinen notwendig, um in einer Sache, bei uns Tennis, zu einem Perfektionslevel eines Profis zu gelangen. Das ist einmal eine Hausnummer, oder?
Anforderungen an den Tennistraining in den Bereichen Technik, Strategie/Taktik, Kondition und Mentales - das Gesamtpaket zählt
Das Kapitel „Second Set“ widmet sich dem Trainer, dem Coach. Ach wie oft habe ich aus meiner eigenen Jugendzeit früher, aber auch aus den jetzigen Erfahrungen mit Trainern gedacht: Trainer dieser Welt, lest dieses Kapitel und handelt danach! Er fordert Trainer auf, im Sinne des Kindes perspektivisch zusammen mit den Eltern und gegebenenfalls zusätzlichen Trainern im Mental- und Athletikbereich Hand in Hand zu arbeiten.
Die Aufgabe eines guten Trainers ist es, die vier "Eckpfeiler Technik, Strategie/Taktik, Kondition und Mentales" so aufzubauen, dass ein erfolgreiches Spiel ermöglicht wird. Was in den vier Bereichen vom Coach oder einem Trainerteam verlangt wird, führt Steph anschaulich und fordernd aus. Einige der Forderungen können dass sicherlich von uns Tenniseltern an den einen oder anderen Trainer weitergegeben oder zumindest mit ihm/ihr diskutiert werden.
Im Eltern-ABC wird den Tenniseltern der Spiegel vorgehalten
An uns Tenniseltern richtet sich der „Third Set“. Gute Eltern sind für den Erfolg zehn Mal wichtiger als ein guter Coach – das meinte schon Nick Bollettieri. In einem Eltern-ABC bearbeitet Steph von A wie Ausreden über K wie Kritik bis hin zu Z wie Ziele viele interessante Bereiche. Beim Lesen fühlte ich mich doch das eine oder andere Male „ertappt“ und dachte:“ Ja, manchmal denkst, reagierst oder redest du genauso….“. Mit produktiver Kritik wird also nicht gespart.
Und zum guten Schluss noch Arbeitsmaterialien und a bissele Werbung
Im vierten Satz bietet Steph unterschiedliche Arbeitsmaterialien zur Matchanalyse und Bewertung an. Sogar ein Eltern-Bewertungsbogen für die Kinder ist dabei.
Im abschließenden „Fifth and Final Set“ wird kurz die Werbetrommel gerührt – kann man Steph doch für unterschiedliche Dinge wie Scouting, Vorträge und Workshops buchen. Auch weitere Veröffentlichungen wie sein Buch „Play Girl“, das unsere Tochter im Urlaub auch verschlungen hat (Rezension folgt) und Blogveröffentlichungen dürfen nicht fehlen. Das Ganze empfand ich überhaupt nicht als störend, was sicherlich auch daran lag, dass das ganze Buch offen und ehrlich und wie ich finde sehr persönlich geschrieben ist. Und dann ist ein bisschen Eigenwerbung wirklich in Ordnung.
Mein ganz persönliches Resumée zum Buch
Wie schon gesagt – ich hätte gerne noch mehr gelesen – aber die 170 Seiten sind wirklich vollgepackt mit interessanten Ratschlägen und Erfahrungen aus Steph`s Trainerpraxis, das reicht für den Anfang erst einmal aus.
Für wen ist das Buch ganz besonders geeignet?
- Für Tenniseltern, die auf die eine oder andere Frage eine Antwort oder zumindest eine Idee bekommen wollen. Und das nicht nur, wenn das Kind Tennisprofi werden soll, sondern auch für Eltern wie uns, die einfach sehr ambitionierte, tennisverrückte Kinder haben
- Für Tennistrainer und Coaches, die ihre Arbeit professionell und mit einem wirklichen Interesse am Kind praktizieren
- … und für die Tenniskinder selbst. Hier würde ich das Buch für Kids ab 12-13 Jahren empfehlen.
Details zum Buch
Autor: Stephan Medem
Preis: EUR 15,80
ISBN: 978-3-7412-0404-3
170 Seiten